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Frauenforum Rhein-Hunsrück

Feier: 30 Jahre Frauenforum RHK
Ein gelungener Abend im Neuen Schloss Simmern

Simmern, Mai 2025 – Ein voller Saal, berührende Rückblicke und starke Impulse: Mit großer Resonanz feierte das Frauenforum Rhein-Hunsrück sein 30-jähriges Bestehen. Der Abend im Neuen Schloss Simmern stand ganz im Zeichen von Solidarität, gesellschaftlichem Wandel und dem unermüdlichen Einsatz für Frauenrechte.

Netzwerk, das bewegt – seit 1994

Nach einem lebendigen Sektempfang, der Raum für Austausch und Begegnung bot, eröffnete stimmungsvolle Musik von Katja Wobornik und Daniel Hecht den Abend. Moderatorin Astrid Rund begrüßte die zahlreichen Gäste herzlich, gefolgt von Landrat Volker Boch, der in seinem Grußwort das gesellschaftspolitische Engagement des Frauenforums würdigte.

Zeitreise durch 30 Jahre feministische Arbeit

Monika Haager und Christel Kewes, Wegbereiterinnen der ersten Stunde, nahmen das Publikum mit auf eine Reise durch drei Jahrzehnte frauenpolitischer Arbeit. Sie erinnerten an Meilensteine wie:

  • die Gründung des Frauennotrufs,
  • die Tagesmütterbörse bei der Kreisverwaltung,
  • das Engagement im Rahmen der Lokalen Agenda 21,
  • Aktionen in der Friedensbewegung,
  • das LEADER-Projekt zur Frauengeschichte im Hunsrück,
  • sowie das aktuelle Projekt SOLIMI – Solidarisches Miteinander.

Besonders Frauen seien oft von Armut betroffen – als Alleinerziehende, in Teilzeit oder im Rentenalter. Das Projekt SOLIMI setzt genau hier an und eröffnet Räume für Begegnung, Teilhabe und Selbstermächtigung.

Widerstand – weiblich gelesen, entstaubt, gelebt

Ein Höhepunkt des Abends war der dialogische Vortrag von Astrid Peter und Carola Spiekermann:
„Widerstand weiblich gelesen, entstaubt, gelebt“.
Er spannt den Bogen von der historischen Frauenbewegung bis hin zu aktuellen feministischen Kämpfen wie Frau.Leben.Freiheit. Die eindrucksvolle Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen und gesellschaftlichen Machtverhältnissen regte viele Besucher*innen zum Nachdenken an.

Feiern, Vernetzen, Mitgestalten

Zum Ausklang des Abends erwartete die Gäste ein liebevoll vorbereitetes Fingerfoodbuffet. Die Jubiläumsveranstaltung wurde unterstützt von der Stiftung der Vereinigten Volksbanken sowie der Sparkassenstiftung – herzlichen Dank!


🎉 Das Frauenforum Rhein-Hunsrück bleibt eine starke Stimme für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit – seit 30 Jahren und in Zukunft.
👥 Neue Mitstreiterinnen sind jederzeit willkommen!

30 Jahre Frauenforum – Rückblick & Ausblick

Vorstellung des Frauenforums am 23. Mai 2025 von Monika Haager und Christel Kewes

Begrüßung
Sehr geehrter Herr Landrat,
sehr verehrte Damen und Herren,
liebe Frauen,

wir – Monika Haager und Christel Kewes – dürfen Ihnen heute das Frauenforum vorstellen, ein Netzwerk, das auf stolze 30 Jahre Engagement zurückblickt. Wir nennen uns augenzwinkernd die „Omas“ des Forums, denn wir begleiten es von Anfang an.

Doch was ist das Frauenforum eigentlich?

Wir sind kein Verein. Es gibt keine erste Vorsitzende, keine Satzung, keine festen Strukturen – und auch kein Budget. Das Frauenforum ist nicht gegründet worden, es ist gewachsen – aus einem Bedürfnis nach Austausch, gegenseitiger Unterstützung und gemeinsamer frauenpolitischer Arbeit.


Wie alles begann

1994 sollte die erste hauptamtliche Frauenbeauftragte im Rhein-Hunsrück-Kreis ernannt werden. Das wurde öffentlich diskutiert – und wir Frauen an der Basis wollten mitreden.

Auf Initiative des Deutschen Frauenrings kamen Vertreterinnen verschiedenster Frauenorganisationen zusammen: von katholischen und evangelischen Gruppen, Landfrauen, politischen Frauenverbänden, sozialen und kirchlichen Einrichtungen wie Caritas und Lebensberatung – bis hin zum Verein „Courage“.

Gemeinsam formulierten wir Wünsche an eine zukünftige Zusammenarbeit und stellten eine Prioritätenliste frauenpolitischer Anliegen auf.


Ein Meilenstein: Der Frauennotruf

Ganz oben auf unserer Liste stand die Einrichtung einer Fachstelle für Frauen und Mädchen zum Thema sexualisierte Gewalt.

Noch am selben Abend bildete sich eine Projektgruppe, die 1997 den Frauennotruf gründete – eine autonome Einrichtung, die vom Land Rheinland-Pfalz anerkannt wurde.

Christel erinnert sich:

„Damals war die öffentliche Meinung: ‚Im Hunsrück gibt es keine sexuelle Gewalt.‘ Wir mussten viel Aufklärungsarbeit leisten. Bereits seit 1991 arbeitete der Psychosoziale Arbeitskreis mit weiteren Einrichtungen daran, dieses Tabu sichtbar zu machen.“

Besonders in den Projektwochen 1993/94 „Sexuelle Gewalt – sexueller Missbrauch“ boten wir berufsbezogene Fortbildungen an. Dennoch: Unterstützung fehlte. Die Auftaktveranstaltung mussten wir selbst finanzieren – und sexistischer Gegenwind ließ nicht lange auf sich warten.


Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Platz zwei unserer Prioritätenliste: bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Mit einer Fragebogenaktion, ausgewertet von der Universität Mainz, zeigten wir auf, wie prekär die Betreuungssituation für Frauen in der Region war.

Monika ergänzt:

„Damals gab es in Simmern keine einzige Kita mit Übermittagsbetreuung. Wer das forderte, wurde als ‚Rabenmutter‘ diffamiert. Ein Vertreter der Stadt sagte sogar öffentlich, dass weniger Kita-Plätze den sexuellen Missbrauch verhindern würden – eine unfassbare Argumentation.“

Dennoch: Wir blieben dran. Im Jahr 2000 entstand mit Hilfe des Arbeitsamts Bad Kreuznach die erste Tagespflegebörse bei der Kreisverwaltung – heute fest etabliert.

Möglich war das nur durch Zusammenarbeit:

  • Das Frauenforum übernahm die Öffentlichkeitsarbeit,
  • das Arbeitsamt ermöglichte eine ABM-Stelle,
  • die Landfrauen führten Qualifizierungskurse für Tagesmütter durch.

Impulse durch die lokale Agenda 21

Wichtige Anregungen brachte auch der Arbeitskreis „Frauen in der lokalen Agenda 21“.

Er entwickelte Leitlinien für Gleichberechtigung, die in der Broschüre „Partnerschaft ist unsere Zukunft“ mündeten – vorgestellt im Kreistag.

Unsere Projekte spiegeln die Vielfalt und Stärke unseres Netzwerks wider. Durch die Frauen in der Friedensbewegung rückten internationale Themen in den Fokus – etwa die beeindruckenden Begegnungen mit der palästinensischen Friedensaktivistin Dr. Sumaya Farhat-Naser.


Frauengeschichte sichtbar machen

Ein Höhepunkt unseres Engagements: das LEADER-Projekt „Frauengeschichte der Hunsrück-Region“.

Das Buch „Zwischen Tradition und Aufbruch“ erzählt Herstory – Frauengeschichte aus weiblicher Perspektive.

Dazu fanden Ausstellungen statt:

  • in Simmern zu den Herzoginnen,
  • in Kastellaun zu den Hexenverfolgungen,
  • in Neuerkirch zu Frauen in der Landwirtschaft,
  • im Belginum zu den Keltinnen.

Begleitet wurde dies von einer Ausbildung für Gästeführerinnen, die bis heute Bestand hat.


Frauen & Armut

In den letzten Jahren wurde das Thema Frauen und Armut zentral.

Dank unserer Initiative beteiligte sich die VG Simmern am Landesprogramm „Armut begegnen“. Ergebnis: 2020 wurde eine Soziallotsenstelle geschaffen.


Solidarisches Miteinander – SOLIMI

Nach Corona wollten wir der gesellschaftlichen Vereinzelung etwas entgegensetzen. So entstand unser neuestes Projekt:
SOLIMI – Solidarisches Miteinander im Rhein-Hunsrück-Kreis.

Ein Highlight ist das monatliche, kostenfreie „Essen für alle“ in der katholischen Familienbildungsstätte – offen für alle, ein Zeichen gelebter Gemeinschaft.


Zum Schluss

Wir könnten noch viele Geschichten erzählen. Doch jetzt freuen wir uns, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen – beim anschließenden Austausch oder einfach zwischendurch.

Und nun: genießen Sie das nächste Musikstück.